Ein paar Fakten für ein besseres Verständnis für diesen Blog

Jeder der eine eigene und womöglich sogar eine andere Meinung entgegen der Masse besitzt,
ist quasi schon entrechtet...
für den Abschuss freigegeben!

Leider vergessen viele Menschen,
das nur tote Fische mit dem Strom schwimmen!

Man lebt nur ein mal... also leben wir,
schwimmen gegen den Strom
und gehen nicht mit geschlossenen Augen durch unser Leben!



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Sonntag, 7. Juni 2015

Zensur im TV



Aus dem Buch:


Eine unsichtbare Zensur
Ich habe zu Anfang vorgebracht, daß mit dem Auftritt auf dem Bildschirm eine regelrechte Zensur verbunden ist, ein Verlust an Autonomie, was unter anderem daran liegt, daß das Thema und die Voraussetzungen vorgegeben sind, unter denen etwas mitgeteilt werden kann, und vor allem, daß die beschränkte Redezeit derart einengt, daß sehr wahrscheinlich gar nichts gesagt werden kann. Man wird von mir erwarten, daß ich diese Zensur, der nicht nur die Studiogäste unterliegen, sondern auch die Journalisten, die mit dazu beitragen, daß sie ausgeübt wird, politisch nenne. 

Tatsächlich gibt es politische Eingriffe, gibt es politische Kontrolle (namentlich vermittels der Besetzung von Führungspositionen); und gewiß ist vor allem in Zeiten wie der heutigen, in der eine Reservearmee für die Fernseh- und Rundfunkmetiers in Bereitschaft steht und eine sehr große Stellenunsicherheit herrscht, die Neigung zu politischem Konformismus groß. 

Noch bevor man sie zur Ordnung rufen muß, beugen sich die Menschen, einer bewußten oder unbewußten Form von Selbstzensur. Es existieren daneben ökonomische Zensurinstanzen. Tatsächlich geben letzten Endes ökonomische Zwänge beim Fernsehen den Ausschlag. Aber man darf sich nicht damit begnügen zu sagen, daß die Vorgänge bei den Fernsehsendern von den Leuten bestimmt werden, die sie besitzen, von den Firmen, die dort Werbespots bezahlen, vom Staat, der Subventionen vergibt. Wenn man von einem Fernsehkanal nichts wüßte als den Namen des Eigentümers, den Anteil der unterschiedlichen Werbeeinblendungen am Budget und die Höhe der Subventionen, verstünde man noch nicht viel. 
Dennoch ist es nicht unwichtig, an diese Zusammenhänge zu erinnern. Es ist nicht belanglos zu wissen, daß NBC der General Electric gehört (was heißt, daß bei eventuellen Interviews mit Anrainern von Atomkraftwerken wahrscheinlich ... und übrigens würde niemand auf die Idee kommen...), daß CBS Westinghouse gehört, daß ABC Disney gehört und TF1 Bouygues gehört, was über eine ganze Reihe von Vermittlungsschritten durchaus seine Folgen hat. Klarerweise wird eine französische Regierung, die weiß, daß TF1 für Bouygues steht, bestimmte Schritte gegen Bouygues nicht unternehmen. 

Hinter diesen altbekannten, abgeklapperten Tatsachen, die noch die primitivste Kritik wahrnimmt, verstecken sich aber anonyme, unsichtbare Mechanismen, über die auf vielerlei Art eine Zensur ausgeübt wird, die aus dem Fernsehen ein phantastisches Instrument zur Aufrechterhaltung der symbolischen Ordnung macht. Hier muß ich einen Moment innehalten. Soziologische Analysen rufen oft ein Mißverständnis hervor: Wer selbst zum Untersuchungsgegenstand gehört – in diesem Fall die Journalisten -, neigt dazu, das Aussprechen, das Entschleiern von Mechanismen als ein gegen Personen gerichtetes Denunzieren aufzufassen, als »Angriffe«, wie man so sagt, als persönliche, ad hominem geführte Attacken (dabei bräuchte der Soziologe nur ein Zehntel von dem zu zitieren, was er hört, wenn er mit Journalisten spricht, über die lukrativen Einladungen z. B., die sie ihrer Bekanntheit verdanken, oder über das zu Recht so genannte »Fabrizieren« von Sendungen, um von denselben Journalisten der Parteilichkeit und des Mangels an Objektivität bezichtigt zu werden). 
Die Menschen mögen es im allgemeinen nicht, als Objekte aufgefaßt, objektiviert zu werden, und die Journalisten mögen es weniger als irgendeiner. Sie fühlen sich als Zielscheibe, aufgespießt, wo doch die Untersuchung eines Milieus, je weiter sie fortschreitet, die Beteiligten von ihrer Verantwortlichkeit losspricht – was nicht heißt, daß man alles entschuldigt; und je besser man versteht, wie es funktioniert, um so besser versteht man auch, daß die Beteiligten manipuliert sind und Manipulatoren zugleich. Sie manipulieren sogar sehr oft um so besser, wenn sie selbst manipuliert sind, ohne es zu wissen. Ich hebe diesen Punkt hervor, obwohl ich weiß, daß, was ich sage, trotz allem als persönliche Kritik aufgefaßt werden wird – eine Reaktion, mit der man sich auch eine Analyse vom Leibe halten kann. 
Ich glaube sogar, daß das Hochspielen von Skandalen, von Taten und Untaten dieses oder jenes Moderators oder der exorbitanten Bezüge bestimmter Fernsehproduzenten insofern dazu beitragen kann, vom Wesentlichen abzulenken, als die Korruptheit von Personen jene strukturelle Korruptheit maskiert (darf man da aber noch von Korruptheit sprechen?), die über Mechanismen wie den Kampf um Marktanteile das gesamte Spiel beeinflußt und die ich versuchen will zu analysieren. Ich möchte also eine Reihe von Mechanismen auseinandernehmen, die dazu führen, daß das Fernsehen eine besonders schädliche Form symbolischer Gewalt darstellt. 
Die symbolische Gewalt ist eine Gewalt, die sich der stillschweigenden Komplizität derer bedient, die sie erleiden, und oft auch derjenigen, die sie ausüben, und zwar in dem Maße, in dem beide Seiten sich dessen nicht bewußt sind, daß sie sie ausüben oder erleiden. Aufgabe der Soziologie wie aller Wissenschaften ist es, Verborgenes zu enthüllen; sie kann daher dazu beitragen, die symbolische Gewalt innerhalb der sozialen Beziehungen zu verringern, und ganz besonders in den von der Medienkommunikation geprägten Beziehungen. Nehmen wir den einfachsten Fall: 
die sogenannten »Vermischten Meldungen«, seit jeher der Tummelplatz der Sensationspresse. 
Blut und Sex, Tragödien und Verbrechen haben immer schon Verkaufsziffern in die Höhe getrieben, und so mußte die Diktatur der Einschaltquote derartige Ingredienzien an die vorderste Stelle, an den Beginn der Fernsehnachrichten spülen, die früher ausgeklammert oder auf die hinteren Ränge verwiesen wurden, weil man sich bemühte, nach dem Vorbild der seriösen Tagespresse als respektabel zu erscheinen. Die »Vermischten Meldungen« sind aber auch die Meldungen, die alles vermischen. 
Das Grundprinzip von Zauberern besteht darin, die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken als auf das, was sie gerade tun. Die symbolische Aktion des Fernsehens zum Beispiel auf der Ebene der Nachrichten besteht darin, die Aufmerksamkeit auf Dinge zu lenken, die alle Welt interessieren, die omnibus – für alle – da sind. OmnibusMeldungen sind solche, die, wie es heißt, niemanden schockieren dürfen, bei denen es um nichts geht, die nicht spalten, die Konsens herstellen, die alle interessieren, aber so, daß sie nichts Wichtiges berühren. 
Die »Vermischte Meldung« stellt jenen Grundbaustein der Nachrichten dar, der sehr wichtig, weil für alle von Interesse ist, ohne zu irgendwelchen Konsequenzen Anlaß zu geben, und der Zeit beansprucht, Zeit, die dazu verwendet werden könnte, über andere Dinge zu sprechen. Zeit aber ist im Fernsehen ein äußerst knappes Gut. Und wenn wertvolle Minuten verschleudert werden, um derart Unwichtiges zu sagen, so deswegen, weil diese unwichtigen Dinge in Wirklichkeit sehr wichtig sind, und zwar insofern, als sie Wichtiges verbergen. 
Ich hebe dies hervor, weil wir aus anderen Untersuchungen wissen, daß weite Teile der Bevölkerung keinerlei Tageszeitung lesen, daß sie dem Fernsehen als einziger Informationsquelle völlig ausgeliefert sind. Das Fernsehen hat eine Art faktisches Monopol bei der Bildung der Hirne eines Großteils der Menschen. Legt das Fernsehen den Akzent auf die »Vermischten Meldungen«, so füllt es die Zeit mit Leere, mit nichts oder fast nichts, und klammert relevante Informationen aus, über die der Staatsbürger zur Wahrnehmung seiner demokratischen Rechte verfügen sollte. 
Damit ist die Tendenz zu einer Spaltung gegeben, einer Spaltung zwischen denen, die die sogenannte seriöse Presse lesen können (soweit diese angesichts der Konkurrenz des Fernsehens seriös bleibt), die zur internationalen Presse, zu fremdsprachigen Rundfunknachrichten Zugang haben auf der einen Seite – und auf der anderen Seite denen, deren ganzes politisches Rüstzeug in den vom Fernsehen gelieferten Nachrichten, also in fast gar nichts besteht (abgesehen von der Information, die im puren Kennenlernen der meistgezeigten Männer und Frauen besteht, im Kennen ihrer Gesichter, ihrer Ausdrucksweisen, Dingen, die noch die kulturell Hilflosesten entziffern können – wodurch ihnen übrigens große Teile des politischen Führungspersonals suspekt werden).

- TF1 = Ersten französischen Fernsehprogramm